Adelbert von Chamisso „Die goldene Zeit“
Die goldene Zeit
Que le siècle où nous vivons!
Armand Charlemagne
(Fliegendes Blatt)
Füllt die Becher bis zum Rand,
Tut, ihr Freunde, mir Bescheid:
Das befreite Vaterland,
Und die gute goldne Zeit!
Dann der Bürger denkt und glaubt,
Spricht und schreibt nun alles frei,
Was die hohe Polizei
Erst geprüft hat und erlaubt.
Du eröffnest mir den Mund,
Du geschwätz’ger Traubensaft,
Und die Wahrheit mach ich kund,
Rücksichtslos mit freud’ger Kraft.
Steigt die Sonne, wird es Tag,
Sinkt sie unter, wird es Nacht.
Nehm vor Feuer sich in Acht,
Wer sich nicht verbrennen mag.
Ungeschickt zum Löschen ist,
Wer da Öl gießt, wo es brennt;
Noch ist drum kein guter Christ,
Der zu Mahom sich bekennt.
Scheut die Eule gleich das Licht,
Fährt sich’s doch vorm Winde gut,
Besser noch mit Wind und Flut,
Aber gegen beide nicht.
Wer nicht sehen kann, ist blind,
Wer auf Krücken geht, ist lahm;
Mancher redet in den Wind,
Mancher geht, so wie er kam.
Grünt die Erde weit und breit,
Glaube nicht den Frühling fern;
Rückwärts gehn die Krebse gern,
Aber vorwärts eilt die Zeit.
Zwar ist nicht das Dunkle klar,
Doch ist nicht, was gut ist, schlecht;
Denn, was wahr ist, bleibt doch wahr,
Und, was recht ist, bleibt doch recht.
Goldes-Überfluß macht reich,
Aber Lumpen sind kein Geld.
Wer mit Steinen düngt sein Feld,
Macht gar einen dummen Streich.
An der Zeit, ist nicht zu spät,
Doch Geschehnes ist geschehn,
Und wer Disteln hat gesät,
Wird nicht Weizen reifen sehn.
Gestern war’s, nun ist es heut,
Morgen bringt auch seinen Lohn;
Kluge Leute wissen’s schon,
Nur sind Narren nicht gescheut.
Und am besten weiß, wer klagt,
Wo ihn drückt der eigne Schuh;
Wer zuerst nur A gesagt,
Setzt vielleicht noch B hinzu;
Denn, wie Adam Riese spricht,
Zwei und zwei sind eben vier – – –
Gott! wer pocht an unsre Tür?
Ihr, verratet mich nur nicht!
„Hebt auf das verruchte Nest,
Sie mißbrauchen die Geduld.
Setzt den Jakobiner fest,
Wir sind Zeugen seiner Schuld;
Er hat öffentlich gelehrt:
Zwei und zwei sind eben vier.“ –
Nein, ich sagte… „Fort mit dir,
Daß die Lehre keiner hört!“
Adelbert Chamisso (1781-1838)
Золотой век
Que le siècle où nous vivons!
Armand Charlemagne*
Выпьем доброго вина,
Чтобы жили долги годы
Наша вольная страна,
Золотой наш век свободы!
Ибо в наш прекрасный век
Ни к чему нас не неволят.
Все напишет человек,
Что полиция позволит.
Ты язык развяжешь мне,
Винограда сок веселый!
Правду я скажу стране,
Не гнушаясь и крамолой:
Солнце поутру встает
Непременно на востоке.
Солнце вечером зайдет
В установленные сроки.
Ядовитых змей не тронь,
Обходи их лучше боком.
Если сунешься в огонь,
Обожжешься ненароком.
Чтобы погасить пожар,
Надо лить на пламя воду.
Если болен ты и стар,
Не обманывай природу.
Кто не видит, тот слепой,
Глух, кто ничего не слышит.
Ходит с костылем хромой,
А скончавшийся не дышит.
Кто неумный, тот дурак,
Шаху весело в гареме,
Пятится в болоте рак,
Но вперед стремится время.
В темноте всегда темно,
А в прекрасном нет дурного,
Себялюбцу не дано
Заступиться за другого.
Честный непременно нищ,
Но богат зато мошенник,
Потому что плут и хлыщ
Загребают кучу денег.
Не вернешь вчерашний день,
Прошлый год не воротится.
Если сеял ты ячмень,
Вряд ли вырастет пшеница.
Даже с молодой женой
Старый хрен не станет молод.
Снегом в августовский зной
Вряд ли утолишь ты голод.
Тот, кто ночь провел без сна,
Рано спать охотно ляжет.
Кто сказал сегодня «А»,
Завтра «Б», наверно, скажет.
Не подпиливайте сук!
Дважды два — всегда четыре…
Боже правый, что за стук?
«Эй, откройте! Кто в квартире?
Кто тут попирал закон?
Всех пришпилим к протоколу!»
«Мы свидетели, что он
Проповедовал крамолу:
В голову взбрело ему,
Будто дважды два — четыре!..»
И промолвил гость в мундире:
«Якобинец? Марш в тюрьму!»
Адельберт фон Шамиссо
Перевод Е. Эткинда
Тот век, в котором мы живем!
Арман Шарлемань
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