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Михаил Лермонтов «Чаша жизни» на немецком языке

Чаша жизни

Чаша жизни

Мы пьем из чаши бытия
С закрытыми очами,
Златые омочив края
Своими же слезами;

Когда же перед смертью с глаз
Завязка упадает,
И всё, что обольщало нас,
С завязкой исчезает;

Тогда мы видим, что пуста
Была златая чаша,
Что в ней напиток был – мечта,
И что она – не наша!

1831
Михаил Лермонтов (1814-1841)

Der Kelch des Lebens

Wir trinken aus des Daseins Kelch,
Die Augen fest verschlossen,
Und haben auf den goldnen Rand
Schon Tränen viel vergossen;

Wenn aber uns der nahnde Tod
Das Augenband entwindet,
Und alles, was uns Freude bot,
Mit diesem Band entschwindet,

Dann sehen wir: es stellt sich leer
Die goldne Schale dar,
Der Trank in ihr – ein Traum, und mehr:
Sie gar nicht unsre war.

Michail Lermontow
Aus dem Russischen von Eric Boerner

Becher des Lebens

Wir heben ihn mit blinder Hand
Zum Mund, wir trinken, wähnen,
Von Wein sei feucht der goldene Rand —
Er ist benetzt mit Tränen.

Erst wenn der Tod den Schleier löst
Auf seiner stummen Runde;
Dann zeigt der Becher sich entblößt,
Der Blick dringt bis zum Grunde.

Wir sehn, daß im Gefäß nur Raum,
Nur Leere, pures Innen,
Befangensein in Wahn und Traum,
Nichts Eigenes, kein Entrinnen.

Michail Lermontow
Aus dem Russischen von Hans Baumann

Der Kelch des Lebens

Wir trinken aus dem Kelch des Seins,
Die Augen fest verbunden,
Und Tränen netzen statt des Weins
Den goldenen und runden.

Wenn aber vor dem Tode fällt
Herab die Augenbinde,
Und alles Blendwerk aus der Welt
Muß schwinden mit der Binde,

Dann sehen wir, wir führten leer
Den goldenen Kelch zum Munde,
Und daß sein Trank — ein Traum daher,
Und daß er — nicht der unsere.

Michail Lermontow
Übersetzt von Elke Erb

Стихотворение М. Ю. Лермонтова «Чаша жизни» читает А. Злищев

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